Im Zuge der Sanierung der Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse in der Nürnberger Altstadt entsteht ein „Haus des Kunden“. Zentrales Element der Innenraumgestaltung ist eine Spindeltreppe aus Stahl mit geländerhohen Wangen, die sowohl dem hohen Anspruch des traditionsträchtigen Bankhauses an Diskretion und Kommunikation gerecht wird – wie auch dem Gesamt-Gestaltungskonzept. Im Interview sprechen die ausführenden Architekten aus dem Architekturbüro baum-kappler in Nürnberg über das Gestaltungskonzept des Hauses – und die Kunst der richtigen Wirkung zeitloser Treppen.
Herr Baum , das Gebäude in der Nürnberger Altstadt dient seit über 50 Jahren als Hauptgeschäftsstelle der Sparkasse Nürnberg. Welchen Stellenwert sollte das Gebäude nach der Sanierung erhalten?
Das Haus A mit direktem Anschluss an die Fußgängerzone ist seit jeher das Prominenteste der drei Gebäude in der Nürnberger Altstadt. Seit der Errichtung in den 1950er Jahre wurde es mehrmals renoviert und 1992 um die Kundenhalle im mittleren Gebäudeteil erweitert. Als Stammsitz der Sparkasse hat es einen besonderen Stellenwert und sollte als „Haus des Kunden“ auch künftig Heimat sowohl für die KundInnen als auch für die MitarbeiterInnen sein. KundInnen schätzen die persönliche Beratung, nutzen aber auch zunehmend digitale Angebote. Künftig wird der Kundenkontakt daher noch hochwertiger und vielfältiger – bei gleichzeitig hoher Gewährleistung von Vertraulichkeit. Diese Aspekte spielten bei der Realisierung und Gestaltung eine wesentliche Rolle.
Welche Faktoren sind bei der Umsetzung dieses „Haus des Kunden“ eingeflossen? Worauf haben die Bauherren besonderen Wert gelegt?
Die Vision dieses „Haus des Kunden“ vereint städtebaulichen Kontext, Regionalität, Nachhaltigkeit, Kultur sowie die Haltung und Leitsätze der Sparkasse. Ein Besuch soll erlebbar machen, wer die Sparkasse ist und was sie leistet. Der Kunde steht dabei im Mittelpunkt, fühlt sich willkommen und gut aufgehoben. Entsprechend wurde die Innenraumgestaltung mit besonderem Augenmerk auf Aufteilung, Wegeführung, Orientierung, Material und Licht entwickelt. Herzstück und verbindendes Element dieser Gestaltung ist die Treppe im Besucherbereich, die Räume, Ebenen und Menschen miteinander verbindet.
Gab es an diese Treppe weitere Anforderungen, die bei der Planung eine Rolle spielten?
Ja. Die Treppe sollte die Gestaltungsmerkmale der neuen New Work Bereiche aufnehmen und im weitesten Sinne als Möbelstück wirken. Ziel der Raumgestaltung war es, die modernen und flexiblen Büroflächen nach ihrer jeweiligen Nutzung zu gestalten. Aufenthaltsbereiche oder Bereiche für schnelle und direkte Kommunikation sind wohnlicher gestaltet als reine Büroarbeitsplätze.
Was bedeutet das konkret für das Design der Treppe?
Eine zeitlos-moderne und elegante Wirkung lässt sich durch Gestaltungselemente mit zurückgenommener Detaillierung erzielen. Das bedeutet konkret für Treppe: Die Oberflächen sind zumeist bündig und die Befestigungselemente verdeckt angeordnet. Nichts stört die klare Ästhetik.
Wie fügt sich diese Ästhetik der Treppe in das Gesamtkonzept der Innenraumgestaltung ein?
Die Treppe übernimmt die im Innenraum verwendeten Materialien – weiß lackierten Stahl für die Traversen und Holz für den Bodenbelag – und führt diese harmonisch fort. Durch die Kombination von Stahlfaltwerk für Tritt- und Setzstufen, weißer Lackierung und Holzbelag für die Trittstufen fügt sie sich stimmig in das Gesamtbild ein und verbindet die Etagen optisch wie gestalterisch.
Auch alle weiteren Treppen – von der Tiefgarage zum Empfang im Erdgeschoss, weiter zur Beratungsebene im 1. Obergeschoss und als Verbindung zwischen den oberen Etagen – sind einheitlich als Wendel- bzw. Spindeltreppen ausgeführt. In Material und Farbgebung fügen sie sich auch diese Treppen nahtlos in das übergeordnete Gestaltungskonzept des Hauses ein. Lichthöfe unterstreichen die fließenden Übergänge zwischen den Ebenen der Kernzone.
Haben die geländerhohen Wangen eine spezielle Funktion, oder sind diese dem Design geschuldet?
Sowohl als auch: Da die Treppe freitragend ist, sind die hohen Wangen statisch erforderlich und wirken als tragende Wange. Die geschlossene Brüstung dient zudem der Einhaltung der Diskretion in Richtung der angrenzenden Arbeitsplätze.
Und welche Funktion hat das Galeriegeländer ist aus Glas?
Durch die Ausbildung der Brüstungen in Glas erhöhen wir die Transparenz, sowohl für Blicke in die darunter wie auch in die darüberliegenden Ebenen. Zudem erhöht das Galeriegeländer aus Glas den Tageslichtanteil bis in die unteren Geschosse.
Was war die technische Herausforderung für den Bau der Treppe?
Im Bestand waren, wie im Erdgeschoss, große Raumhöhen vorhanden. Die Treppen sollten jedoch freitragend ausgeführt werden, um möglichst skulptural zu wirken .
Wie kam für die handwerkliche Realisierung dieser Treppe die Zusammenarbeit mit der Firma Spitzbart zustande?
Die Firma Spitzbart war uns bereits aus dem Projekt Fachakademie für Sozialpädagogik in Fürth bekannt. Wir hatten die Möglichkeit, aus unserer Sicht geeignete Firmen vorzuschlagen. Dass die Wahl auf die Spitzbarts fiel, war ein Glücksfall für das Projekt.
Warum?
Erfahrung, Kompetenz und der Innovations-Spirit der Spitzbarts haben optimal mit unseren Ansprüchen harmoniert. So konnte die Konstruktion bereits im Planungsprozess weiter optimiert und ein überzeugendes Ergebnis entstehen.
Ist diese Treppe für Sie eine moderne Treppe? Warum?
„Modern“ ist relativ. Moderne Gestaltungen unterliegen dem Zeitgeist. Es besteht die Gefahr, dass sie schnell „modisch“ werden. Durch die Klarheit der Konstruktion wirkt eine Treppe zeitlos.
Welchen Anspruch stellen Sie als Architekt an eine moderne Treppe?
„Moderne“ Treppen sollen in den konstruktiven Details überzeugen und mit Material sparsam und nachhaltig umgehen. Stahl erfüllt diesen Anspruch.
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